Messenien. Landschaft im Süd-Westen der Peloponnes, grenzt im Osten an Lakonien (Hauptkamm des Taygetos, Verlauf der Grenze durch ὅροι gesichert (Kolbe, Die Grenzen Messeniens, AthMitt. 29,1904,364 ff.). Im Norden grenzt Messenien an Arkadien und Triphylien (Ausläufer des Lykaion, Neda), im Süden und Westen an das Meer (messen. Meerbusen). Der Hauptfluss ist der Pamisos, der aus den Bächen der oberen messenischen Ebene (rings von Gebirgen umgeben, im Süden Ithome (Vurkano), Euan (H. Basilios) entsteht, die untere Ebene (Makaria) durchfließt und westlich von Kalamata, zwei Stunden von der Mündung des Nedon entfernt, mündet. Westlich vom messenischen Busen liegt die Rhion-Halbinsel mit mehreren selbständigen Gebirgen. An der Ostküste liegen: Korone (h. Petalidion), Kolonides mit Tempel des Apollon Korynthos; Asine, an der Westküste Pylos, Insel Prote, Methone, Kyparissia. In der oberen Ebene oder im Gebirge liegen: Eira, Andania, Ampheia, Grenzfestung gegen Lakonien (Lage bei Kokla); Stenyklaros, alte Königsstadt, Lage unbekannt. In der unteren Ebene Thuria, Pharai, Kalamai (bei Janitsa), Abia.
Die ältesten Bewohner von Messenien warenneben Kaukonen besonders aus Lakonien eingewanderte Leleger (Paus.3,1; Paus.4,1; Apollod.3,10,3ff.). Nach Apollodor war Lelex der Herrscher von Lakonien. Während sein ältester Sohn Myles ihm in Lakonien als Herrscher nachfolgte, wanderte Polykaon, ein anderer Sohn des Lelex, nach Messenien aus und begründet dort seine Herrschaft. Die Beteiligung der Kaukonen drückt der Mythos so aus, dass ein Kaukon zur Messene, der Gattin des Polykaon, gekommen sein soll.
Geschichte:
Nach Unterwerfung des Eurotastals Eindringen der Spartaner in die messenische Ebene. Langer erbitterter Kampf gegen Ende des 8. Jahrh. (1. Messenischer Krieg, 743-723). Unter dem König Theopompos wird die Bergfeste Ithome genommen. Historische Kunde einzig die Angaben des Tyrtaios. Nationale Legende der Messenier von Ephoros, Myron von Priene, Rhianos benutzt.
Diesen Zug unternahmen die Lakedaimonier als ersten gegen die Messenier, und zwar im zweiten Jahr der 9. Olympiade (743 v.Chr.), bei der der Messenier Xenodokos im Stadionlauf siegte. In Athen gab es damals noch keine jährlich ausgelosten Archonten; denn den Nachkommen des Melanthos, den so genannten Medontiden, nahm das Volk gleich zu Anfang einen Großteil ihrer Macht und setzte sie statt der Monarchie in ein verantwortliches Amt ein und beschränkten später ihre Macht auf zehn Jahre. Damals aber, zur Zeit der Einnahme von Ampheia, begleitete der Athener Aisimides, der Sohn des Aischylos, das Amt im fünften Jahr. (Übersetzung: E.Gottwein)
(685-668: 2. Messenischer Krieg): Erster Versuch der Messenier, das spartanische Joch abzuschütteln. Seine Datierung is sehr umstritten. Wir folgen Pausanias: Beginn 685 nach der Angabe (Paus.4,15,1), dass er im 39.Jahr nach dem Ende des 1. Mess.Krieges (743-724) begonnen habe, und eine Generation zwischen beiden Kriegen liege. Seine Dauer gibt Paus.4,23,4 mit 17 Jahren an.
(1) Als alles übrige zum Krieg bereit war und ihre Verbündeten mehr Bereitschaft zeigten, als erwartet, - denn auch der Hass der Argiver und Arkader auf die Lakedaimonier brannte lichterloh, - so fielen sie denn im 39. Jahr nach der Einnahme des Ithome ab, im 4. Jahr der 23. Olympiade, bei der Ikaros aus Hyperesia im Stadionlauf siegte. In Athen gab es damals schon die jährlichen Archonten, und der Athener Tlesias war Archont. (2) Die Könige, die damals in Sparta herrschten, nennt Tyrtaios nicht namentlich, aber der Dichter Rhianos machte in seinen Epen, Leotychides zum König in diesem Krieg. (Übersetzung: E.Gottwein)
Iust.3,5,2 gibt als Zwischenzeit 80 Jahre an, der Beginn wäre dann 644, 634 (nach Eusebius), 620; (Suidas setzt Tyrtaios später um 640 an.)
Iust.3,5,2f: (2) Dein cum ( Messenii) per annos octoginta gravia servitutis verbera, plerumque et vincula ceteraque captivitatis mala perpessi essent, post longam poenarum patientiam bellum restaurant. (3) Lacedaemonii quoque eo conspiratius ad arma concurrunt, quod adversus servos dimicaturi videbantur.
(2) Als die Messenier dann 80 Jahre die schweren Schläge der Knechtschaft, sehr oft Gefängnis und die übrigen Leiden der Gefangenschaft, erduldet hatten, erneuern sie einer langen geduldigen Hinnahme der Strafen den Krieg. (3) Auch die Lakedaimonier eilten um so begeisterter zu den Waffen, weil sie gegen Feinde zu kämpfen schienen. (Übersetzung: E.Gottwein)
Bundesgenossen der Messenier sind die Pisaten unter Pantaleon (Strab.8,4,10), die Arkader unter Aristokrates von Orchomenos und die Argiver. Auf Seiten Spartas stehen die Korinthier, Eleier und Lepreaten.
Mehrfach begannen sie wegen der Abfälle der Messenier Krieg gegen sie. Ihre erste Vereinnahmung, sagt Tyrtaios in seinen Gedichten, sei zur Zeit der Großvatergeneration erfolgt; die zweite aber, als sie im Bund mit den Argivern, Arkadern und Pisaten abfielen, wobei die Arkader Aristokrates, den König von Orchomenos, als Feldherrn aufboten, die Pisaten aber Pantaleon, den Sohn des Omphalion, als er, wie er selbst sagt, für die Lakedaimonier den Krieg anführte. (Übersetzung: E.Gottwein)
Innere Wirren in Sparta, Verlangen nach Landaufteilung wegen des Verlustes der messenischen κλῆροι. Schwere Niederlagen. Wiederherstellung der Disziplin durch Tyrtaios (Flötenmusik, Marschlieder: ἐμβατήρια).
Sieg des Aristomenes am "Ebergrab" ἐν Στενυκλήρῳ (Polyb.4,33): ἐπὶ τῷ κάπρου σήματι (Paus.4,15,4).
679: Sieg der Spartaner ἐπὶ ἐπὶ τῇ μεγάλῃ τάφρῳ ("am Großen Graben") (Paus.4,17,2). Fortsetzung des Krieges nur im Norden.
Elfjährige Belagerung von Eira (Paus.4,17,6)
Die Messenier flüchten nach Arkadien, Rhodos (Diagoriden), Italien. Der Hauptteil des Landes wurde unter die Spartiaten verteilt, an der Südküste Perioikenstädte eingerichtet.
(4) Eira wurde eingenommen und der zweite Krieg der Spartaner und Messenier war damit zu Ende, als bei den Athenern Autosthenes Archon war, im ersten Jahr der 28. Olympiade, bei der der Spartaner Chionis siegte. (5) Als sich die Messenier in Kyllene gesammelt hatten, beschloss man, den gegenwärtigen Winter dort zu bleiben; die Eleier stellten ihnen ihren Markt und Mittel zur Verfügung. Mit Beginn des Frühjahrs berieten sie, wohin sie fahren sollten: Gorgos setzte sich dafür ein, Zakynthos einzunehmen, das über Kephallenia liegt, Insel- statt Festlandbewohner zu werden und auf Schiffen vor der lakonischen Küste aufzukreuzen und dem Land zuzusetzen. Mantiklos aber forderte dazu auf, Messene und die Feindschaft mit den Lakedaimoniern zu vergessen, nach Sardinien zu segeln und die sehr große und an Reichtum erstrangige Insel zu gewinnen. (6) Währenddessen schickte Anaxilas Leute zu den Messeniern, um sie nach Italien zu rufen. Anaxilas aber herrschte über Rhegion und stammte in der vierten Generation von Alkidamidas ab. Alkidamidas aber war nach dem Tod des Königs Aristodemps und der Einnahme des Ithome von Messene nach Rhegion umgesiedelt. Dieser Anaxilas also holte die Messenier zu sich. Als sie gekommen waren, sagte er ihnen, die Zanklaier seien mit ihm verfeindet; ihr Land und ihre Stadt seien wohlhabend; er wolle sich mit ihnen zusammen darum bemühen und es ihnen überlassen. Weil sie sich seinen Plan zu eigen machten, brachte sie Anaxilas hinüber nach Sizilien. (Übersetzung: E.Gottwein)
Neue Erhebung unter Aristomenes, langwierige Kämpfe um Hira (3. Messenischer Krieg), von Leotychidas zur Zeit der Marathonschlacht oder später beendet. Stammbaum der Familie des Aristomenes und Belege s. Hiller v. Gärtringen-Lattermann, Hira und Andania 1911, 10—12. Messenien unter spartanischer Herrschaft. Perioikenstädte: Thuria am Ostrand der Pamisosebene, Methone, Asine, Aulon.
Großer Aufstand, 3. (4.) Messenischer Krieg 464. Erfolg der Aufständischen bei Stenyklaros, Niederlage am „Isthmos". Rückzug auf Ithome. Belagerung. Hilfesendung der Athener unter Kimon 462. Kapitulation von Ithome gegen freien Abzug 455.
Tolmides führt die Flüchtlinge nach Naupaktos. Die Messenier in Naupaktos veranlassen 426 den Zug des Demosthenes gegen Aitolien, werden 424 in dem eroberten Pylos angesiedelt, aber 421 fortgeführt nach Kranion auf Kephallenia, kehren 419/18 zurück, wieder verjagt 410. 399 Vertreibung der Messenier aus Naupaktos und Kephallenia, sie finden zum Teil Aufnahme bei Dionysios I., der sie in Tyndaris ansiedelt. Ein Teil floh nach Kyrene.
Wiederherstellung der Selbständigkeit durch Epameinondas, Gründung von Messene; Messenier kämpfen mit bei Mantineia. Bündnis mit Philipp, mit Athen 342. Der ager Dentheliates (Artemis Limnatis) an Messenien zurück 338, aber unter Antigonos Gonatas von Sparta zurückerobert, unter Mummius den Messeniern, unter Caesar den Spartanern zugesprochen, später wieder den Messeniern.
Messenien nimmt Teil am Lamischen Krieg, wird 316 von Kassandros erobert bis auf Messene, von Polyperchon gegen Demetrios behauptet 303, Messene von Demetrios belagert 295. Spartaner gegen Messenien 279. Anschluss an Aitolien, Dekret von Messene, Dittenb. Syll.2/234 (241—221 vChr.). Im Kleomenischen Krieg neutral 225, nimmt die flüchtigen Megalopoliten auf, wird von den Aitolern angegriffen 220, tritt mit den Achaiern in Bündnis. Eintritt in den achaiischen Bund 191 abgelehnt, aber durch Titus vermittelt. Abfall von Rom verursacht 183. Letzter Feldzug des Philopoimen gegen Deinokrates. Philopoimen gefangen und getötet, aber Messenien 182 unterworfen. Messenien römisch 146, die kleineren Städte, die im achaiischen Bunde selbständig waren, wahrscheinlich wieder mit der Hauptstadt vereinigt. [nach Lübker]